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Instagram

Instagram gehört unter Jugendlichen zu den beliebtesten Apps. Dort werden Erlebnisse als Story geteilt, Influencer*innen zeigen, was gerade angesagt ist, Nutzende informieren sich über einen News-Feed oder lassen sich einfach unterhalten.

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https://www.youtube.com/watch?v=zvLSkQ-yMCo_%_

Kurz gefasst:

  • soziales Netzwerk, das kostenlos nach einer Registrierung über die App genutzt werden kann
  • Veröffentlichen und Anschauen von Fotos, kurzen Videos (Reels), Live-Streams und sogenannten Stories
  • Mindestalter: Laut eigenen AGB ist die App ab 13 Jahren erlaubt.
  • Vorsicht: beinhaltet viel Werbung, Kinder und Jugendliche können mit ungeeigneten Inhalten konfrontiert werden,
  • Anbieter: Instagram ist wie Facebook ein Dienst des großen US-Internetkonzerns Meta

Was ist Instagram?

Instagram, oder kurz Insta, ist mehr als eine Bilder-Plattform. Oberhalb des eigenen Feeds (in der App über das Haus-Symbol zu erreichen) gibt es aktuelle Stories und Live-Streams von Nutzer*innen, denen man folgt. Diese verschwinden nach 24 Stunden wieder, können jedoch von der Person, die die Story gepostet hat, auch auf dem eigenen Account als sogenanntes Highlight gespeichert werden. Außerdem werden im Feed die neugeposteten Fotos und Videos der abonnierten Kanäle und Personen angezeigt.

User*innen finden bei Insta eine große Vielfalt an Inhalten: Postings von Stars und Sternchen, zu Marken und Produkten, aktuelle Challenges bis hin zu persönlichen Profilen von Freund*innen. Sie können mit Likes und Kommentaren darauf reagieren.

Eigene Postings lassen sich mit FilternEmojis, Schriftarten usw. direkt in der App erstellen und bearbeiten. In Bildunterschriften kann der eigene Content – also Fotos und Videos – mit einem Hashtag Themen zugeordnet werden. Unter Instagram Reels (unterhalb des Feeds über das Videosymbol zu erreichen) finden sich Kurzvideos im TikTok-Style.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche besonders an Instagram?

Die Beliebtheit von Instagram liegt unter anderem in der Konzentration auf Fotos und Videos. Verschiedene und kinderleicht zu nutzende Tools helfen dabei, das Beste aus dem eigenen Bild herauszuholen. Gerade für Jugendliche ist es reizvoll, sich ins beste Licht rücken und ihre Wirkung auf andere auszutesten. Außerdem lassen sich mit der App schnell und unkompliziert die schönsten Momente mit Freund*innen oder der Familie dokumentieren und teilen.

Kinder und Jugendliche finden auf Instagram immer neue Inhalte zu ihren Idolen. Sie können quasi rund um die Uhr verfolgen, was diese gerade tun, Bilder kommentieren, liken, speichern und an andere Personen weiterleiten. Mit Insta lässt sich schnell mal die Wartezeit auf den Bus vertreiben oder man kann unbeobachtet verfolgen, was der Schwarm aus der Nachbarklasse in seiner Freizeit macht.

Influencer*innen, Stars und Personen mit einem Creator-Account, können sogenannte Broadcast-Channels erstellen. Mithilfe eines Einladungslinks können Nutzer*innen beitreten und weitere Personen einladen. Kinder und Jugendliche erfahren in den Broadcast-Channels noch mehr aus dem (öffentlichen) Leben ihrer Stars und erhalten News noch vor Personen außerhalb dieses Channels.

Ende 2023 hat Meta auch in Deutschland die App Threads veröffentlicht. Diese ist (eng) mit Instagram verknüpft.

Was ist problematisch an dem Angebot?

Die gemeinsame Datenschutzerklärung von Facebook und Instagram, der alle User*innen bei der Registrierung zustimmen, erlaubt das Teilen von Nutzerdaten mit anderen Diensten der des Mutterkonzerns Meta und mit Dritten. Die App ermöglicht sogenanntes Crossposting. Das bedeutet, dass ein Foto mit einem Klick auch auf Facebook geteilt werden kann. Wer ein Facebook-Konto hat, sollte bei der Veröffentlichung von Beiträgen die Einstellungen gut überprüfen.

Über die geposteten Beiträge kann Instagram den Standort von Nutzenden bestimmen. Privat eingestellte Konten verhindern das. Zudem lässt sich sowohl in der App als auch in den App-Berechtigungen am eignen Smartphone und Tablet der Zugriff auf den Standort einstellen. Dann kann Instagram auch bei öffentlichen Konten den Standort nicht einsehen. Zu jedem geposteten Bild kann jedoch manuell nachträglich ein Standort hinzugefügt werden.

Zahlungspflichtig werden Inhalte auf Instagram, wenn Kinder und Jugendliche einem Account nicht nur folgen, sondern diesen auch abonnieren. Der monatliche Preis wird von den Creator*innen selbst festgelegt und das Abo ist in der Regel monatlich kündbar. Abonnierende haben Zugriff auf exklusive Inhalte wie Bilder, Reels und Storys. Wer ein Account abonnieren möchte, findet auf dem Profil neben “Folgen”/”Gefolgt” und “Nachrichten” ein Button mit “Abonnieren”. Ein einzelner Klick auf diesen Button führt noch nicht zu einem Abo, sondern muss erst mit weiteren Klicks bestätigt werden.

Bestimmte Inhalte auf Instagram können für Jugendliche problematisch sein:  Ungeeignete Inhalte wie erotische Bilder, gefährliche Challenges und Desinformationen, aber auch Werbung. Hier spielen Geschäftsmodelle von Influencer*innen  eine besondere Rolle, die Jugendliche nicht immer erkennen.

Durch Funktionen wie Chats und Kommentare birgt Instagram verschiedene Kommunikationsrisiken. Es kann beispielsweise zur Kontaktaufnahme von Fremden, Hate Speech oder Online-Mobbing kommen.

Was meint der Anbieter?

Das offizielle Mindestalter für die Nutzung von Instagram liegt bei 13 Jahren, es findet jedoch bisher keine wirksame Alterskontrolle statt. Bis Ihr Kind 18 Jahre alt ist, müssen Sie der Nutzung zustimmen. Es gibt umfangreiche Nutzungs- und Einstellungsmöglichkeiten. Ist Ihr Kind unter 13 Jahren, kann es Instagram nutzen, wenn Sie das Konto verwalten. Dies muss in der Profilbeschreibung mit angegeben werden.  Konten von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sind nach dem Erstellen automatisch auf privat gestellt. Dies kann in den Einstellungen im Nachhinein jedoch auch wieder geändert und das Profil auf öffentlich gestellt werden. Bei Handysektor können Sie die Nutzungsbedingungen in Kurzfassung nachlesen und einen Flyer mit den wichtigsten Sicherheits-Informationen über Instagram für Jugendliche herunterladen.

Seit Juni 2022 gibt es die „Elternaufsicht”, mit der Eltern ihr Konto mit dem ihres Kindes verknüpfen können. Alle Einstellungsmöglichkeiten stellen wir in diesem Artikel vor. Wie Instagram selbst die App für Jugendliche sicherer machen möchte, erfahren Sie direkt auf der Webseite von Instagram.

Was sollten Eltern beachten?

Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, ab welchem Alter und nach welchen Regeln es Instagram nutzen darf. Treffen Sie gemeinsam verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, damit Ihr Kind Instagram möglichst sicher nutzen kann. Nicht alle Fotos müssen mit allen oder auch nur mit Freund*innen über das Internet geteilt werden!

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Kommunikationsrisiken bei Instagram von Online-Mobbing bis zu Cybergrooming. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es andere Nutzer*innen blockieren oder melden kann und erklären Sie ihm, wann diese Funktionen sinnvoll sind – beispielsweise wenn jemand Ihr Kind in den Kommentaren beleidigt. Ihr Kind sollte auch nicht einfach Abo-Anfragen von Fremden annehmen und sparsam mit den eigenen Daten wie dem Standort umgehen. 

Klären Sie Ihr Kind über Risiken wie gefährdende InhalteHate SpeechDesinformation und politische Meinungsmache auf. Sprechen Sie mit Ihrem Kind auch über kritische Verhaltensweisen von Influencer*innen und bleiben Sie mit ihm über einseitige Rollenbilder und Klischees im Gespräch. Bleiben Sie interessiert und fragen Sie regelmäßig nach, wem Ihr Kind auf Instagram und wer ihm folgt. Es ist wichtig, dass ihr Kind weiß, dass es Sie immer ansprechen kann, falls es unangenehme Erfahrungen auf der Plattform macht.

Was tun, wenn mein Kind im Netz ungewollt auf Pornos trifft?

Ob im Klassenchat, in Social Media oder über eine Suchmaschine – viele Kinder und Jugendliche treffen beim Surfen mit oder ohne Absicht auf Pornos. Der Erstkontakt liegt nach einer Studie der Landesanstalt für Medien NRW von 2023 im Durchschnitt bei 13 Jahren und ist nichts Ungewöhnliches.

Laut JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest 2023 kam jedoch von den befragten 12-19-Jährigen jedes vierte Kind bzw. Jugendliche*r ungewollt mit Pornografie in Kontakt. Wenn Kinder und Jugendliche unbeabsichtigt pornografische Fotos oder Videos zu sehen bekommen, kann sie das überfordern und belasten. Besonders kritisch wird es, wenn es sich dabei um die sogenannte „harte Pornografie“ handelt.

Einfache und harte Pornografie – was ist das?

Bei pornografischen Inhalten wird unterschieden in einfache und harte Pornografie:

  • Einfache Pornografie zeigt sexuelle Handlungen von Erwachsenen, zum Beispiel als Fotos, Videos, Audios oder Comics. Einfache Pornografie ist im Internet leicht zugänglich, zum Beispiel über spezielle Webseiten, aber auch via Chats in Messengern und auf Social Media. Die Nutzung ist für Erwachsene ab 18 Jahren erlaubt. Minderjährigen Zugang zu einfacher Pornografie zu verschaffen, ist in Deutschland verboten. Internet-Portale in Deutschland müssen dafür sorgen, dass eine Überprüfung des Alters stattfindet.
  • Harte Pornografie zeigt Gewalt, sexuelle Handlungen mit Tieren, sexuelle Posen oder sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Die Nutzung und der Besitz von harter Pornografie ist in Deutschland absolut verboten und kann zu Freiheitsstrafen führen. Trotzdem werden diese Inhalte im Internet verbreitet, zum Beispiel über Webseiten, Kommentar-Funktionen auf Social Media oder in Chats.  

Mehr zu den gesetzlichen Bestimmungen von Pornografie im Internet finden Sie hier bei klicksafe.

Was tun, wenn mein Kind ungewollt auf einfache Pornografie stößt?

Begleiten Sie Ihr Kind bei den ersten Schritten im Internet und erläutern Sie ihm, dass es auf Inhalte stoßen kann, die es als unangenehm empfindet. Falls es versehentlich in Kontakt mit einfacher Pornografie gelangt, seien Sie als Ansprechperson für Ihr Kind da. Insbesondere bei jüngeren Kindern ist es wichtig, sie mit solchen Erfahrungen nicht allein zu lassen. Sie können das Gesehene oft nicht richtig einordnen, da es außerhalb ihres eigenen Erfahrungsbereichs liegt. Sorgen Sie für eine altersgemäße Aufklärung, wenn Ihr Kind Fragen zu Liebe und Sexualität stellt. Falls Sie unsicher sind, suchen Sie Unterstützung, beispielsweise beim Elterntelefon der Nummer gegen Kummer.

Was tun, wenn mein Kind im Netz auf harte Pornografie trifft?

Zeigt Ihnen Ihr Kind verbotene Inhalte harter Pornografie im Internet, zum Beispiel auf einer Webseite oder Social Media, gehen Sie wie folgt vor:

Was tun, wenn harte Pornografie ungewollt im Chat meines Kindes landet?

Der Besitz von Missbrauchsdarstellungen ist strafbar, Jugendliche ab 14 Jahren sind in Deutschland strafmündig. Wenn Ihr Kind per Chat ein Foto oder Video zugeschickt bekommt, das mutmaßlich eine Darstellung von Missbrauch von Kindern und Jugendlichen zeigt, sollten Sie sofort handeln:

  • Bleiben Sie ruhig.
  • Fertigen Sie keine Screenshots an.
  • Speichern Sie die Inhalte nicht.
  • Leiten Sie die Inhalte nicht an andere Personen weiter.
  • Sichern Sie das Gerät, bringen Sie es zur Polizei und erstatten Sie Anzeige.
  • Löschen Sie die Inhalte vom Gerät und melden Sie die Inhalte dem Dienst.
  • Wenn Sie oder Ihr Kind unsicher oder emotional belastet sind, holen Sie sich Hilfe bei digitalen Beratungsangeboten.

Besprechen Sie diese Punkte mit Ihrem Kind. Weitere Informationen zum Umgang mit Missbrauchsdarstellungen im Netz hat die Internet-Beschwerdestelle in diesem PDF-Dokument zusammengefasst.

Wie kann ich mein Kind schützen?

Bleiben Sie mit Ihrem Kind über seine Mediennutzung im Gespräch und bereiten Sie es darauf vor, dass es im Netz mit problematischen Inhalten oder Kommunikationsrisiken konfrontiert wird. Stellen Sie Medienregeln in der Familie auf, an die sich alle halten. Zum Beispiel, nicht auf die Kontaktaufnahme Unbekannter zu reagieren oder nicht auf Links zu klicken, die Fremde in Chatnachrichten oder E-Mails teilen. Nutzen Sie, gerade bei jüngeren Kindern, technische Maßnahmen des Jugendmedienschutzes wie Filterprogramme zum Surfen oder Kinderkonten bei Apps. Treffen Sie Einstellungen wie die Deaktivierung des automatischen Medien-Downloads bei WhatsApp, sodass Ihr Kind nicht aus Versehen verbotenes Material speichert. Erklären Sie Ihrem Kind, was in Bezug auf Pornografie erlaubt ist und was nicht. Machen Sie Ihrem Kind klar, wann es sich beim Weiterleiten von pornografischen Inhalten strafbar macht. Weitere Hinweise, wie Sie Ihr Kind beim Umgang mit Pornografie im Netz gut begleiten und wie Sie es mithilfe des technischen Jugendmedienschutzes vor jugendgefährdenden Inhalten bewahren können, lesen Sie in diesem Artikel.

Selbstgefährdung von Jugendlichen – Essstörungen online

Während der Pubertät macht der Körper von Heranwachsenden starke Veränderungen durch, mit denen sie erst einmal zurechtkommen müssen. Gleichzeitig suchen Jugendliche nach Bestätigung und Anerkennung. Dabei spielen auch soziale Medien wie Instagram, TikTok und WhatsApp eine Rolle: Selfies werden verschickt oder gepostet und man erhofft sich positive Rückmeldungen dazu. Influencer*innen zeigen sich in perfekten und schlanken Körpern, die Jugendlichen als Vorbild dienen.

Manchmal finden Jugendliche keine Ansprechpersonen im Familien- oder Freundeskreis oder möchten aus Unsicherheit lieber mit Unbekannten sprechen. Hier bietet das Internet viele Möglichkeiten, sich zu informieren und anonym auszutauschen.

Vermeintliche Hilfe in Internetforen

Neben vielen hilfreichen Informationen findet man im Netz leider auch Angebote, die selbstgefährdendes Verhalten von – insbesondere jungen – Menschen verherrlichen. Pro-Ana- oder Pro-Mia-Blogs sind Foren, in denen sich Menschen, die an einer Essstörung wie Anorexie oder Bulimie leiden in Kontakt miteinander treten und austauschen können. Dort treffen sich vor allem junge Mädchen. Pro-Ana oder Pro-Mia sind dabei bewusst die gewählten Abkürzungen für Pro-Anorexia Nervosa (Magersucht) und Pro-Bulimia Nervosa (Ess-Brech-Sucht). In den Blogs geht es nicht darum, sich gegenseitig darin zu unterstützen, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Stattdessen wird die Krankheit als Lifestyle dargestellt. In „Thinspirations“ (Engl. zusammengesetzt für „dünn“ und „Inspiration“) teilen die Mitglieder der Communitys ihre Fotos und Videos von Schönheitsidealen.  Das können Merkmale wie hervorstehende Knochen oder der Lücke zwischen den Oberschenkeln.

Hunger- und Abnehmgruppen in Messengern und verherrlichende Profile auf Social Media

In WhatsApp-Gruppen spornen sich Jugendliche gegenseitig dazu an, möglichst wenig zu essen. Diese Gruppen kommen oft über Essstörungs-Blogs oder Aufrufe auf Social-Media-Plattformen zustande. Dabei nehmen die Gruppenmitglieder an Hunger-Challenges teil oder müssen durch das wöchentliche Abfotografieren der Waage beweisen, dass sie abgenommen haben. Wer sich nicht an die Regeln hält, fliegt raus oder bekommt Strafen wie absichtliches Erbrechen oder eine Extra-Portion Sport. Auf den Blogs und Social-Media-Profilen gibt es außerdem verherrlichende Inhalte wie Glaubensbekenntnisse oder die zehn Pro-Ana-Gebote: „Wenn ich nicht dünn bin, dann kann ich nicht attraktiv sein“ lautet z. B. das erste Gebot.

Viele Pro-Ana Blogs wurden mittlerweile gesperrt oder werden nicht mehr betrieben. Auch Instagram, Pinterest, TikTok oder andere Social-Media-Plattformen sperren Inhalte mit den jeweiligen Hashtags und verweisen stattdessen auf Beratungsangebote. Es gibt aber immer noch Blogs, die noch nicht gesperrt sind und Social-Media-Angebote, die weniger stark kontrolliert werden, wie zum Beispiel TikTok. Dadurch ist es weiterhin leicht, verherrlichende Bilder und Videos anzusehen oder den Zugang zu WhatsApp-Gruppen zu finden.

Essgestörte Kinder und Jugendliche finden in solchen Online-Austauschräumen Bestätigung. Das starke Gemeinschaftsgefühl bestärkt sie darin, an ihrem selbstgefährdenden Verhalten festzuhalten. Das kann besonders dann gefährlich werden, wenn Risiken abgetan werden, die Gruppen-Mitglieder dazu gedrängt werden, ihre Krankheit geheim zu halten und Hilfe von außen abzulehnen.

Wie Sie als Eltern Ihr Kind davor schützen können

Zunächst ist es wichtig, dass Sie für Ihr Kind auch hinsichtlich seiner Internetnutzung stets Ansprechperson sind. Sie können nur schwer verhindern, dass Ihr Kind auf ungeeignete Inhalte stößt. Deshalb sollten Sie mit Ihrem Kind darüber sprechen, dass es im Internet auch problematische Seiten und Kommunikationsrisiken gibt und  ihm stets zur Seite stehen. Wenn Sie selbst auf Webseiten landen, die Essstörungen gezielt verherrlichen, wenden Sie sich an den Support der Plattform oder lassen Sie diese von einer Meldestelle überprüfen.

Unabhängig von der Online-Nutzung Ihres Kindes sollten Sie stets das Selbstwertgefühl Ihres Kindes stärken und negative Bemerkungen über das Äußere oder das Gewicht Ihres Kindes vermeiden. Vermuten Sie eine Essstörung, finden Sie Informationen und Hilfe bei Beratungsstellen, z. B. über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder digitalen Beratungsangeboten für Kinder und Jugendliche.

Instagram sicher nutzen

Das Soziale Netzwerk Instagram ist bei Kindern und Jugendlichen weiter sehr beliebt, jedoch immer wieder in der Kritik, weil es diese nicht ausreichend schützt. Instagram arbeitet daran, die Sicherheit auf der Plattform zu verbessern. Die aktuellen Neuerungen: 

  • Standardmäßig können Kinder und Jugendliche keine Direktnachrichten von Personen empfangen, denen sie nicht folgen oder mit denen sie nicht vernetzt sind – das gilt auch für andere Minderjährige.
  • Eltern müssen Änderungen an den Instagram-Einstellungen in der Elternaufsicht genehmigen oder ablehnen, einschließlich Sicherheits- und Privatsphäre-Einstellungen.
  • Geplant ist die Einführung eines neuen Features, um Kinder und Jugendliche vor unangemessenen Bildern in Nachrichten zu schützen. Auch soll es Minderjährige künftig davon abhalten, selbst solche Bilder zu versenden. 

Warum waren Neuerungen notwendig? 

Minderjährige waren auf der Plattform oft ungeschützt, bekamen unangemessene Werbung, wurden zum ausgiebigen Nutzen verleitet und konnten von Fremden uneingeschränkt kontaktiert werden.

Die Rechtslage in Deutschland hat sich mit der Anpassung des Jugendschutzgesetzes geändert. Anbieter von Social-Media-Plattformen sind jetzt verpflichtet, Schutzmaßnahmen für Minderjährige einzurichten. Beispielsweise muss es Voreinstellungen geben, so dass Fremde nicht einfach Minderjährige kontaktieren können. Außerdem müssen Begleitungs- sowie Steuerungsmöglichkeiten für Eltern vorhanden sein. 

Was wurde bereits angepasst? 

Mittlerweile ist es schwieriger, die Altersgrenze (Nutzung ab 13 Jahre) zu umgehen. Jede Person, die Instagram nutzen möchte, muss zwingend das eigene Alter angeben, sonst kann der Account gesperrt werden. Zusätzlich ist geplant, dass Konten Minderjähriger automatisch „privat“ sind. Das bedeutet, dass Jugendliche selbst entscheiden, wer ihr Profil sehen darf. Bisher ist das eine freiwillige Option.

Schutz vor Fremden: Minderjährige können nur noch von Personen kontaktiert oder in Beiträgen markiert werden, wenn sie diesen selbst folgen. Möchte eine fremde Person Minderjährigen folgen, bekommt diese eine Warnung. Beiträge „verdächtiger” Personen unter den öffentlichen Beiträgen Minderjähriger sind ab sofort automatisch unsichtbar. Außerdem ist es leichter, eigene Beiträge, Kommentare und weitere Fußspuren zu löschen.

Seit Juni 2022 gibt es die sogenannte Elternaufsicht für Instagram. Konten eines Erwachsenen können mit Konten von Nutzenden unter 18 Jahren verknüpft werden. Beide Seiten müssen zustimmen und können die Elternaufsicht per Klick wieder beenden. Das ermöglicht:

  • Nutzungszeiten der letzten Woche einsehen, Zeitlimits festlegen oder gemeinsam mit Ihrem Kind Pausen einstellen, beispielsweise während der Schul- oder der Schlafenszeit
  • Geplant ist ein Feature, das Jugendliche nachts daran erinnert, dass es spät ist und sie ermutigt, die App zu schließen, nachdem sie mehr als 10 Minuten mit Reels oder Direktnachrichten verbracht haben.
  • Wöchentlicher Bericht: Wem folgt Ihr Kind, welche neuen Follower*innen sind dazugekommen
  • Kinder können Eltern informieren, wenn sie im Dienst einen Inhalt an den Support melden. Eltern können in dem Bereich mehr über das Melden erfahren oder sich Expert*innenrat einholen.
  • Nicht möglich: Eltern können keine private Nachrichten der Kinder lesen oder deren Konto löschen.

Zusätzlich gibt es einen Leitfaden für Eltern mit Umgangstipps rund um die Instagram-Nutzung, eine Liste mit Anregungen für ein Gespräch über die Nutzung und ein Glossar mit wichtigen Begriffen.

Was sollten Sie über die neuen Einstellungen wissen? 

  • Das wahre Alter von Nutzer*innen kann nicht sicher ermittelt werden. Heißt: Ein Kind kann sich älter machen und die Sicherheitseinstellungen greifen nicht. Dieses Problem gibt es auch auf anderen Social-Media-Plattformen. In Zukunft soll hierbei Künstliche Intelligenz helfen, aber dies wird noch getestet.
  • Es gibt keine öffentlichen Richtlinien, ab wann das Verhalten Erwachsener auf der Plattform als „verdächtig” gilt und Kommentare entsprechend nicht mehr sichtbar sind. Die Entscheidung liegt also in den Händen der Plattform. 

Was müssen Eltern weiterhin beachten? 

  • Vertrauen und Dialog: Wenn Sie als Eltern Einblick in die Instagram-Nutzung Ihres Kindes bekommen, achten Sie darauf, die Privatsphäre Ihres Kindes nicht zu verletzen – denn auch Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf. Kontrolle fühlt sich auch für Kinder und Jugendliche nicht gut an. Besser ist es, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, was es bei Instagram macht. Seien Sie offen und interessiert!
  • Aufklärung über Risiken: Gleichzeitig sollten Sie Ihr Kind auch auf mögliche Gefahren hinweisen wie gefährdende Inhalte, Hate Speech, Desinformation und manipulative Inhalte zur politischen Meinungsmache, Kriegs-Videos oder Fake-Videos. Auch Kommunikationsrisiken von Cybermobbing bis zu Cybergrooming können Thema werden. Zeigen Sie Ihrem Kind, welche Einstellungen die Nutzung der Plattform sicherer machen.
  • Begleitung: Die Elternaufsicht kann eine gute Möglichkeit sein, Ihr Kind in der ersten Zeit mit der App zu begleiten. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, indem Sie das Konto gemeinsam einrichten und regelmäßig besprechen, wer abonniert ist bzw. wird. Das sollte aber im ständigen Austausch miteinander passieren. Wenn Ihr Kind das eigene Konto auf privat stellt, können Sie die Postings nicht mehr sehen.
  • Achten Sie auch auf eine angemessene Nutzungsdauer.

Instagram hat nachgerüstet – ein verantwortungsvoller Umgang ist trotzdem weiter wichtig. Im Familienbereich gibt es weitere Tipps für Sie als Eltern, wie Sie mit Ihrem Kind über Sicherheit, Wohlbefinden und psychische Gesundheit in den sozialen Medien zu sprechen.

Threads – die neue textbasierte App von Instagram

Instagram hat kürzlich Threads eingeführt, eine neue textbasierte App, die die private Kommunikation unter engen Freund*innen erleichtern soll. Mit dieser App können Nutzer*innen Fotos, Videos, Nachrichten und Stories mit einer ausgewählten Gruppe von Personen teilen. Wir erklären, was hinter der neuen textbasierten App von Instagram steckt.

Kurz gesagt

  • Kostenfreie Messaging-App für iOS und Android
  • Verbindung mit dem eigenen Instagram-Konto
  • Fotos, Stories und Direktnachrichten werden nur mit ausgewählten Personen geteilt
  • Mindestalter laut AGB 13 Jahre, in den App-Stores ab 12 Jahre
  • Seit Dezember 2023 in Deutschland verfügbar

Was steckt hinter dem Angebot?

Threads wurde entwickelt, um das Bedürfnis nach privater und personalisierter Kommunikation mit engen Freund*innen zu erfüllen. Die Funktionen von Threads weisen Ähnlichkeiten mit der Plattform X auf.Nutzer*innen können unter anderem Fotos, Videos und Nachrichten nahtlos mit ausgewählten Kontakten teilen sowie Echtzeit-Updates, die die eigene Aktivität oder Stimmung anzeigen. Die kostenfreie Messaging-App von Meta zielt darauf ab, das Gefühl der Verbundenheit unter Freund*innen zu verstärken und die sozialen Bedürfnisse und Vorlieben junger Menschen im heutigen digitalen Zeitalter zu erfüllen.

Was fasziniert Jugendliche daran?

Die Funktionen von Threads entsprechen dem Bedürfnis von Jugendlichen nach Selbstdarstellung und sozialen Kontakten. Sie ermöglicht es Nutzer*innen zu kontrollieren, wer ihre Inhalte sehen kann, und bietet einen intimeren Raum für Interaktion. So ist es beispielsweise möglich, mal kurz die Nachrichten zu checken, ohne von den neuesten Bildern und Stories aller abonnierten Instagram-Profile abgelenkt zu werden. Außerdem wird Instagram auch von vielen Erwachsenen und allen möglichen Stars und Unternehmen genutzt. Dadurch sind Jugendliche nicht wirklich ‚unter sich‘ – mit Threads schon.

Was kann problematisch sein?

Ähnlich wie bei anderen sozialen Netzwerken gibt es auch bei Threads potenzielle Risiken. Da dort alle Nutzer*innen Inhalte veröffentlichen können, können Jugendliche auf Inhalte stoßen, die nicht altersgerecht oder sogar problematisch sein können wie gefährdende Inhalte, Hate Speech, Desinformation und manipulative Inhalte zur politischen Meinungsmache, Kriegs-Videos und Propaganda oder Verschwörungsmythen und Fake-Videos. Auch wenn die Inhalte gegen die Richtlinien von Threads verstoßen, können sie auf der Plattform sichtbar sein, bis sie entdeckt und gelöscht werden. Auch Kommunikationsrisiken von Cybermobbing bis zu Cybergrooming können Thema werden.

Was meint der Anbieter?

Instagram bietet verschiedene Tools und Einstellungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die Threads nutzen. Dazu gehören Datenschutzkontrollen, Meldefunktionen und Hinweise zu sicherem Online-Verhalten. Zusätzlich aktualisiert die Plattform regelmäßig ihre Datenschutz- und Sicherheitsfunktionen, um neuen Bedenken Rechnung zu tragen.

Das sollten Eltern beachten

Um Threads vollständig nutzen zu können, ist ein Instagram-Account erforderlich. Es ist nicht möglich, ausschließlich einen Threads-Account anzulegen. Ihr Kind wird daher wahrscheinlich beide Plattformen nutzen. Gehen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Einstellungen durch und bestimmen Sie, auf welche Daten die App zugreifen darf.

Bei der Erstanmeldung wird das Profil auf Threads für Personen unter 18 Jahre automatisch auf „privat“ eingestellt. Diese Voreinstellung ist allerdings mit einem Klick auf „öffentlich“ kinderleicht zu umgehen. Dann können alle Threads-Nutzer*innen Ihrem Kind folgen, dessen Inhalte reposten, private Nachrichten senden etc. Das erhöht das Risiko auf unerwünschte Kontakte enorm.

Als Eltern können Sie Ihren Instagram-Account mit dem Account Ihres Kindes verknüpfen. Die Elternaufsicht erstreckt sich über die Aktivitäten Ihres Kindes sowohl auf Instagram als auch auf Threads. So können Sie sich beispielsweise Follower*innen, Accounts, denen gefolgt wird, oder Einstellungen zur Privatsphäre sehen.

Versuchen Sie zu verstehen, warum es für Ihr Kind wichtig ist, einen Status oder bestimmte persönliche Informationen zu teilen. Sprechen Sie über Privatsphäre und Kommunikationsrisiken im Netz. Begleiten Sie ihr Kind altersgerecht und erkundigen Sie sich immer wieder nach den Online-Erfahrungen Ihres Kindes. Ein offenes Gespräch darüber ist wichtig, damit Ihr Kind weiß, dass es sich Ihnen anvertrauen kann, sollte es zu Belästigung, verstörenden Inhalten, Cybermobbing oder Cybergrooming kommen.

Nutzen Sie die Möglichkeit, Inhalte zu löschen oder zu melden. Accounts, mit denen man nicht mehr interagieren möchte, können außerdem blockiert werden.

Die App bietet nur dann einen Mehrwert, wenn sie wirklich nur für die Kommunikation mit guten Freund*innen genutzt wird. Ihr Kind sollte nur Menschen in die Liste der „engen Freunde“ aufnehmen, die es tatsächlich kennt. Setzen Sie gemeinsam Regeln fest, welche Inhalte Ihr Kind teilen sollte und welche nicht. Orientieren Sie sich dabei gerne an unseren Rechtlichen Hinweisen für die Social-Media-Nutzung.

Fashion-Kanäle – Influencer*innen im Portrait

Sie wissen, was auf den Laufstegen und in den Modeläden dieser Welt gerade los ist: Fashion-Influencer*innen nehmen uns mit in ihren Kleiderschrank und präsentieren uns, was wir tragen sollten, um cool zu sein. Dieser Artikel gehört zu unserer Reihe „Influencer*innen im Portrait“.

Sie haben den Stoff und wissen, wie man ihn stylt: Fashion-Influencer*innen

Noch unschlüssig über das OOTD? Auf der Suche nach jemandem für GRWM? Oder verwirrt von all den Großbuchstaben? Wer auf Instagram und Co. in das Thema Kleidung und Mode einsteigt, trifft schnell auf eine große Zahl an Fashion-Influencer*innen und mindestens genauso viele Abkürzungen und Fachbegriffe. Da wird das Outfit of the Day (OOTD) vor der Kamera ausgewählt, angezogen und ausführlich erklärt, morgens gibt es ein „Get ready with me“ (GRWM), ebenfalls kommentiertes Anziehen. Nachmittags wird der Shopping-Haul präsentiert, also die Ausbeute vom Einkaufstrip. Und jeder Beitrag steckt voller „Inspo“ – als Inspiration zum Nachmachen. Die Influencer*innen hinter den Mode-Profilen wissen genau, was zu welcher Jahreszeit und zu welchem Anlass die passende Garderobe ist, präsentieren uns in ansprechenden Fotos und Videos ihre neuesten und liebsten Stoffe und verbinden das auch gerne noch mit ein bisschen Beauty-, Sport- oder Tagebuch-Content.

Wer sind die Fashion-Influencer*innen?

Sucht man die entsprechenden Schlagworte und Hashtags, finden sich auf Social-Media-Plattformen erstaunlich viele Profile mit großer Leidenschaft für Mode und Outfits.

Zu einiger Bekanntheit hat es etwa Gerda Lewis gebracht: Die Kölnerin Litauischer Herkunft präsentiert ihren 1 Million Follower*innen auf ihrer Instagram-Seite regelmäßig ihre Outfits, Kosmetik-Produkte und Aktivitäten und empfiehlt dazu die entsprechenden Produkte und Shops.

Vor allem für jüngere Zuschauer*innen ansprechend ist Mavie Noelle: Selbst noch ein Teenager nimmt Mavie ihre ca. 1 Million Fans mit in ihr Kinderzimmer, zeigt ihre liebsten Outfits für die Schule oder zum Chillen und teilt ihre Weihnachtsgeschenk-Ideen. Auch hier immer mit Direkt-Link zum jeweiligen Shop.

Madeleine Darya Alizadeh alias Dariadaria begann 2010 als Mode-Bloggerin. Ab 2013 allerdings verschob sie ihren Schwerpunkt, beschäftigte sich stärker mit Themen wie Nachhaltigkeit, Feminismus und soziale Gerechtigkeit und verbindet nun Fashion mit Sinnfluencing. Sie betreibt eine nachhaltige Modemarke und äußert sich häufig auch zu politischen und sozialen Themen.

Ein männlicher Vertreter der Fashion-Szene ist Toni Mahfud. Der Hamburger betreibt einen der größten Fashion-Accounts Deutschland und erreicht ca. 3,5 Millionen Follower*innen. Er ist als Model bei einer großen Agentur unter Vertrag und bewirbt darüber hinaus über Social Media Kleidung und andere Produkte.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche an all der Fashion?

Mode war schon immer ein Dauerbrenner für die jeweils heranwachsende Generation. Auf dem Schulhof, in Jugendzeitschriften und nun eben auch auf Social Media: Was gerade in und out ist, wer was trägt und was damit aussagt sind zentrale Themen für Kinder und Jugendliche. Klar, dass die Fashion-Influencer*innen da offene Türen bei ihrer Zielgruppe einrennen.

Kinder und Jugendliche finden hier Orientierung und Vorbilder, sie können sich informieren und ihren eigenen Stil entwickeln, ausprobieren und finden.

Gerade weil die Fashion-Influencer*innen ihre Mode-Tipps häufig mit anderen Themen kombinieren, etwa scheinbar persönliche Einblicke in ihren Alltag geben oder private Themen teilen, wirken sie sehr nahbar und bieten Kindern und Jugendlichen viel Möglichkeit zur Identifikation.

Was sollten Eltern beachten?

Für Eltern ist der Reiz der modebegeisterten Online-Berühmtheiten nicht immer ganz nachzuvollziehen. Nicht nur die Mode selbst – die ja bekanntlich immer nur der je angesprochenen Generation gefällt – auch die Präsentation auf den Profilen kann auf Erwachsene überzogen und schrill wirken. Dennoch: Für Kinder und Jugendliche ist Mode ein wichtiges Thema und Influencer*innen sind oft die Stars ihrer Peer-Group. Als Eltern ist es daher gut, dem gegenüber zunächst einmal aufgeschlossen zu sein. Lassen sie sich die Profile von Ihren Kindern zeigen, schauen Sie die Videos gemeinsam an und tauschen Sie sich offen darüber aus.

Gleichzeitig sollten Kinder und Jugendliche lernen, dass die dargestellten Modewelten dieser Influencer*innen häufig wenig mit einem normalen Alltag gemein haben. Hier werden perfekte Bilder veröffentlicht und ein Hochglanz-Alltag gezeigt, der natürlich für die Profile so inszeniert ist. Kinder und Jugendliche müssen sich bewusst sein, dass weder die dargestellten Körper- und Schönheitsideale realistisch sind, noch das Ausmaß an Shopping und Kleiderverbrauch. Allein schon aus Gründen der Nachhaltigkeit.

Zudem steckt auch hier – wie bei den meisten Influencer*innen – ein Geschäftsmodell hinter den digitalen Präsenzen. Angepriesene Kleider oder Artikel sind häufig Teil eines Werbevertrags und keine persönlichen Lieblingsstücke.

Besprechen Sie diese Themen mit Ihrem Kind und unterstützen Sie es dabei, die Inhalte kritisch zu durchleuchten – damit stärken Sie seine Medienkompetenz. Und ein bisschen „Inspo“ lässt sich trotzdem noch jederzeit mitnehmen.

Sinn auf Social Media – Influencer*innen im Portrait

Das Klima retten, für mehr Toleranz werben, über psychische Gesundheit aufklären – sogenannte Sinnfluencer*innen sind die „Guten“ auf Social Media. Immer zur Stelle, wenn es gilt, für eine gute Sache aufzustehen. Dieser Artikel gehört zu unserer Reihe „Influencer*innen im Portrait“.

Für die gute Sache – wofür steht Sinnfluencing eigentlich?

Die Sinnfluencer*innen des 21. Jahrhunderts scheinen sich ihr Motto aus einem beliebten Lied der 90er-Jahre gepickt zu haben: Sie kämpfen „immer gegen das Unrecht in der Welt“.

Wo es gilt, für eine gute oder gegen eine schlechte Sache aufzustehen, sind sie stets zur Stelle. Sie nutzen ihre Reichweite und ihre digitale Berühmtheit, um Themen zu erklären, Perspektiven zu erweitern und „die gute Sache“ voranzubringen. Das kann Klimaschutz sein oder mentale, also psychische Gesundheit. Manche kämpfen für Toleranz und Offenheit in der Gesellschaft, andere setzen sich für vegane Ernährung oder für nachhaltigen Konsum ein. Zu diesem Zweck veröffentlichen sie zum Beispiel Statements oder Erklärvideos, empfehlen Veranstaltungen oder Produkte, tauschen sich mit anderen aus oder bieten Einblick in ihren eigenen Alltag.

Und wer erklärt uns da die Welt?

Der bekannteste Name aus dem Sinnfluencing-Kosmos ist im deutschsprachigen Raum wohl Luisa Neubauer. Die Berlinerin wurde 2019 zu einem der bekanntesten Gesichter der Klimabewegung „Fridays for Future“ und setzt sich seitdem öffentlich für Klimaschutz ein. Über ihr Instagram-Profil, auf dem sie Aufrufe zu Demonstrationen, Positionierungen zu politischen Entscheidungen und Erklärungen zum Klimaschutz postet, erreicht sie fast eine halbe Million Follower*innen.

Auch Louisa Dellert spricht oft über Umweltschutz, noch häufiger über mentale Gesundheit. Seit 2013 ist sie in den sozialen Medien aktiv, war erst Fitness-Influencerin und wandte sich nach einem Zusammenbruch 2015 dem Thema Mental Health (engl. für „Psychische Gesundheit“) zu. Sie schreibt über Achtsamkeit, gesundes Leben und ihren eigenen Burnout – und produziert zudem einen Podcast.

Wer sich mit dem Thema Ernährung – speziell: Veganismus – beschäftigen will, stößt schnell auf Philipp Steuer. Der Kölner veröffentlicht auf seinen Profilen nicht nur Informationen zur veganen Ernährung, sondern regelmäßig neue Rezepte, verkauft außerdem ein Kochbuch und betreibt eine vegane Kosmetik-Marke. Damit erreicht er etwa eine Viertelmillion Fans.

Ebenfalls aus Köln kommt Alice Hasters, die sich in erster Linie dem Thema Rassismus widmet. Anders als viele andere Influencer*innen kommt Hasters aus dem klassischen Journalismus, hat eine Journalismus-Ausbildung gemacht und arbeitet für viele große, deutsche Medien. Sie nutzt ihre Reichweite parallel, um auf Social Media über Rassismus aufzuklären und dagegen zu kämpfen.

Ricardo Simonetti ist Moderator, Autor, Aktivist und nutzt seine Reichweite als Sinnfluencer auf Social Media. Er begann schon als Jugendlicher, Theater zu spielen und Radiosendungen zu moderieren. Neben seinen Präsenzen auf Social Media ist er auch im Fernsehen aktiv. Er setzt sich vor allem für die Rechte der LGBTQIA+-Community ein und nutzt seine Bekanntheit, um gegen Homophobie, Diskriminierung und Hate Speech zu kämpfen.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche am digitalen Gut-Sein?

Mit ihren Profilen und Inhalten präsentieren sich die Sinnfluencer*innen sehr stark als moralische und authentische Vorbilder. Gerade für Kinder und Jugendliche bieten sie deshalb Orientierung und Erklärungsansätze. Junge Menschen, die auf der Suche nach ihrer eigenen Identität und ihrem Weltbild sind, finden hier Personen, die ihnen die Welt gerne erklären. Es werden Themen aufgegriffen, die im Zuge des Erwachsenwerden wichtig sind: „Was ist gut, was ist schlecht? Wer will ich sein und wie positioniere ich mich?“ Während solche Themen etwa in der Schule manchmal zu kurz kommen, bieten ihre Vorbilder auf Social Media Erklärungen, Meinungen und gleich noch Möglichkeiten zum praktischen Umsetzen an und können für Kinder und Jugendliche deshalb wichtige Bezugspersonen sein.

Was sollten Eltern beachten?

Grundsätzlich ist es für Kinder und Jugendliche richtig und wichtig, sich mit der Frage nach „Gut und Böse“ zu beschäftigen. Viele nutzen dabei TikTok, Instagram, YouTube und Co. als Informationsquelle und Orientierungsraum. Und das bringt – wie immer – eine bestimmte Notwendigkeit zur Vorsicht mit sich. Denn auch Sinnfluencer*innen müssen mit ihren Profilen Geld verdienen. Deshalb sind viele der angepriesenen Produkte oder Inhalte Werbepartnerschaften.

  • Machen Sie Ihrem Kind klar, dass ihre Vorbilder Personen der Öffentlichkeit sind und von ihren digitalen Aktivitäten leben. Wie auch andere Influencer*innen vermarkten auch sie Produkte und leben davon.
  • Diskutieren Sie gerne gemeinsam, wie authentisch daher das „Einstehen für die gute Sache“ ist.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass Sinnfluencerinnen und Sinnfluencer natürlich immer „die richtigen Entscheidungen“ zeigen müssen. Dadurch tragen sie leicht ein hohes Maß an Moral und Perfektion zur Schau, das in einem normalen Alltag nie erreicht werden kann.
  • Schauen Sie sich die Lieblingsprofile Ihres Kindes gemeinsam an und beschäftigen Sie sich mit den Inhalten. So kann die ganze Familie etwas dazulernen, sich über wichtige Themen austauschen und vielleicht sogar ausgewählte Tipps der Sinnfluencer*innen ausprobieren und übernehmen.

Aus Twitter wird X – der Kurznachrichtendienst im Umbau

Twitter heißt seit Juli 2023 X. Nicht nur das Logo mit dem blauen Vogel ist passé, auch das Plattform-Konzept möchte der amerikanische Unternehmer und Neu-Besitzer Elon Musk umbauen. Aus dem beliebten Social-Media-Angebot soll eine Multifunktions-App werden. Nach mehr als 15 Jahren endet damit die Marke Twitter.

Kurz gefasst:

  • Verbreitung von öffentlichen, kurzen Posts (ehemals „Tweets“)
  • nutzen hauptsächlich Erwachsene
  • Nutzung ab 13 Jahren erlaubt
  • umstritten seit der Übernahme durch Elon Musk
  • kostenlos im Browser und als App für Android und iOS, Premium-Version kostenpflichtig

Was kann X?

X funktioniert ähnlich wie z. B Facebook oder Instagram: Es wird ein Profil mit persönlichen Informationen erstellt, dem andere folgen können. Viele Nutzende folgen aber einfach nur den Postings anderer. Berühmte Persönlichkeiten wie Fußballspieler, Influencerinnen, Politiker oder auch Journalistinnen haben die größte Anhängerschaft. Auch Unternehmen und Marken sind bei X vertreten. In der Timeline „Folge ich“ erscheinen die Posts abonnierter Kanäle chronologisch. Der „Für Dich“-Feed zeigt von einem Algorithmus empfohlene Inhalte. Nicht registrierte Leserinnen und Leser können Posts sehen, aber niemandem direkt folgen.

Posts bestehen oft nur aus Text und sind mit Hashtags versehen. In einem Post können maximal 280 Zeichen, d. h. Buchstaben, Zahlen, Satzzeichen und Symbole, genutzt werden. Aber auch Bilder, Videos usw. können versendet und geteilt werden. Wer das Premium-Abo X Blue abschließt, erhält erweiterte Funktionen wie zum Beispiel die nachträgliche Bearbeitung von Posts, längere Nachrichten mit mehr Zeichen und weniger Werbung.

Die Besonderheit von X ist, dass die kurzen Aussagen von meist bekannten Personen zu Diskussionen außerhalb von X führen. Die Posts von US-Präsident Trump sind dafür ein gutes Beispiel. Dabei spielt auch die Repost-Funktion eine Rolle. Posts werden geteilt oder es wird in einem eigenen Post darauf verwiesen. Diskussionen entspinnen sich auch oft in den Kommentaren unter den Posts. Außerdem können Direktnachrichten über einen Chat geschrieben werden.

Was fasziniert Jugendliche daran?

X wird im Vergleich zu anderen Social-Media-Plattformen relativ wenig von Jugendlichen genutzt. Wenn, dann sind es häufig politisch interessierte und engagierte junge Menschen. Aber auch beliebte Stars und Musiker sind bei X und posten Informationen über sich.

Die Faszination um X machen einerseits die Diskussionen aus, in denen es manchmal heftig hin und her geht. Andererseits werden manche Posts schnell und spontan rausgeschickt. Wer den Posts bei großen Events wie Fußballspielen oder Wahlen folgt, bekommt die Reaktion der Zuschauenden live mitbekommt.

Was kann problematisch sein an dem Angebot?

Persönliche Informationen und Aussagen sind für alle frei zugänglich. Durch Hashtags können Posts, die eigentlich für einen kleinen Kreis bestimmt waren, plötzlich von sehr vielen Nutzenden gesehen werden. Außerdem besteht die Gefahr, dass einige Userinnen und User mit schlechten Absichten versuchen, Kontakt mit Ihrem Kind aufzunehmen.

Manche Diskussion bei X gehen unter die Gürtellinie und es werden rassistische oder sexistische Posts oder Kommentare veröffentlicht. Neben Hasskommentaren kann auch die Verbreitung von Falschnachrichten ein Problem sein.

Was meint der Anbieter?

Der Milliardär Elon Musk kaufte Twitter Ende 2022 und möchte den Microblogging-Dienst hin zu einer multifunktionalen App inklusive Bezahl-Dienstleistungen und Online-Handel umbauen. An den Nutzungsbedingungen hat sich seitdem nichts geändert. X darf laut Anbieter ab 13 Jahren genutzt werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Nutzende zu blockieren, damit sie keinen Kontakt mehr aufnehmen können. Personen, die problematische Inhalte posten, also z. B. Hasskommentare oder Beleidigungen, können gemeldet und blockiert werden. Die Moderation von Inhalten wurde seit der Übernahme durch Elon Musk reduziert.

Was sollten Eltern beachten?

Wenn Ihr Kind unter 18 Jahren ist, müssen Sie einer Registrierung bei X zustimmen. Machen Sie Ihr Kind darauf aufmerksam, wie es bei Bedarf problematische Inhalte oder Personen bei X melden oder blockieren kann. Mit der Möglichkeit, eigene Posts zu schützen, können diese nur von einem ausgewählten Kreis gesehen werden. Erklären Sie Ihrem Kind, wer unter Umständen persönliche Daten und Aussagen sehen kann und welche Konsequenzen das haben kann. Helfen Sie Ihrem Kind, Inhalte auf X zu verstehen und einzuordnen, indem Sie mit ihm darüber sprechen, dass es bei Diskussionen heiß hergehen kann und welche Risiken es sonst noch gibt. Wenn sich Ihr Kind für X oder ähnliche Dienste interessiert, schauen Sie sich gemeinsam Alternativen an, zum Beispiel die dezentrale Microblogging-Plattform Mastodon.

My AI – Der Chatbot bei Snapchat

Wer Snapchat nutzt, ist seit Februar 2023 automatisch mit My AI befreundet. Dahinter steckt eine künstliche Intelligenz, die Fragen beantwortet, chattet und insgesamt wie ein „echter“ Freund daherkommt. Für die Nutzerinnen und Nutzer kann das ein nettes Spielzeug sein – ist jedoch auch mit Vorsicht zu genießen.

Kurz gefasst

  • My AI („Meine künstliche Intelligenz“) ist ein KI-Chatbot auf Snapchat
  • Der Chatbot taucht automatisch als „Kontakt“ in der Freundesliste aller Snapchat-Nutzenden auf und wirkt wie ein „menschlicher“ Freund
  • Löschen lässt sich der Chatbot leider nur sehr umständlich und mit einem kostenpflichtigen Snapchat+ Abonnement
  • Nachrichten und Inhalte, die an den Bot gesendet werden, sowie der Standort werden von Snapchat gespeichert
  • Snapchat darf offiziell ab 13 Jahren genutzt werden – My AI agiert angepasst an das angegebene Alter der Nutzenden

Was kann My AI?

My AI basiert auf Chat GPT. Der Chatbot ist seit November 2022 öffentlich nutzbar und bietet ein Gegenüber, mit dem man sich fast wie mit einer Person unterhalten kann. Auf (fast) jede Frage hat der Chatbot eine Antwort in natürlicher Sprache parat.

Die Snapchat-Variante wirkt sogar noch etwas „menschlicher“: Man kann sie personalisieren, ihr einen Namen geben und Texte oder Bilder mit ihr austauschen. Sie ist nicht nur hilfreich bei der Referat-Vorbereitung, sondern kann auch Wege finden, das Wetter vorhersagen oder bei Liebeskummer trösten.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche daran?

My AI funktioniert sehr intuitiv und unkompliziert – für Kinder kann die Kommunikation mit einem Roboter wie mit echten Freundinnen und Freunden sehr faszinierend sein. Gerade für eine schnelle Recherche oder wenn ein Thema auf dem Herzen liegt und sonst niemand Zeit hat zu sprechen, bietet sich My AI an und ist häufig auch wirklich hilfreich. Laut Anbieter wurde der KI-Chatbot so angepasst, dass er dem Alter der Nutzenden angemessene Antworten gibt. Diese Funktion haben andere Chatbots so nicht unbedingt.

Was kann problematisch sein an dem Angebot?

Bei all der Personifizierung von My AI kann es für Kinder schwer sein zu erkennen, dass der Chatbot kein echter Mensch ist – und zu ihm auch keine Freundschaft aufgebaut werden kann, die über oberflächliche Chats hinaus geht.

Zudem sind die Antworten des Chatbots zwar häufig passend, aber nicht immer richtig. Für Kinder ist es manchmal schwer zu unterscheiden, auf welche Informationen sie sich verlassen können und wo sie kritisch sein müssen.

Auch sollten Kinder vorsichtig damit sein, den Bot mit allzu vielen persönlichen Informationen zu füttern – denn Snapchat sammelt Informationen und speichert diese auch. Auch der Standort wird abgefragt und genutzt, um ortsbezogene Empfehlungen (etwa zu Restaurants etc.) zu geben. Achtung: Auch im Geistmodus greift Snapchat bzw. My AI auf den Standort zu – wer gar nicht ‚verfolgt‘ werden will, muss den Zugriff auf den Standort generell verbieten.

Was meint der Anbieter?

Snapchat selbst gibt an, dass My AI vor allem ein nützliches Tool zur Informationssuche ist – für Quizfragen, Geburtstagsgeschenke oder die Planung einer Wanderung. Der Anbieter räumt durchaus ein, dass Antworten auch „voreingenommen, falsch, schädlich oder irreführend“ sein können. Er empfiehlt deshalb, nur zu unstrittigen Themen  zu recherchieren und verweist darauf, dass My AI stetig weiterentwickelt wird.

Was sollten Eltern beachten?

Als Eltern sollten Sie das Angebot mit Ihrem Kind unbedingt besprechen. Grundsätzlich spricht nichts gegen die Nutzung des Chatbot – aber eben mit einer gewissen Vorsicht und einem Bewusstsein für die Grenzen von Künstlicher Intelligenz.

Probieren Sie My AI am besten gemeinsam aus und erklären Sie ihrem Kind genau, dass My AI ein Computerprogramm und kein echter Mensch ist. Geben Sie ihm Tipps, wie es mit Desinformationen umgehen und Informationen aus anderen Quellen nachprüfen kann.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über den Umgang mit seinen persönlichen Daten im Netz und legen Sie gemeinsam fest, welche privaten Informationen geheim sind und welche Ihr Kind nicht teilen sollte.

Social Media als Suchmaschine

Aktuelle Nachrichten, Vorbereitung aufs Referat oder die Wettervorhersage – gleich mal auf TikTok schauen. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene nutzen häufig Social-Media-Plattformen wie TikTok und YouTube als Suchmaschinen. Das kann funktionieren, bringt aber auch ganz eigene Herausforderungen mit sich.

Social Media als Suchmaschine – was findet sich da?

Es war lange selbstverständlich – wer im Internet etwas finden will, „googelt“. Doch das scheint ins Wanken zu geraten. Junge Menschen beginnen ihre Online-Suche immer häufiger bei Social-Media-Plattformen wie YouTube, TikTok und Co. In manchen Statistiken taucht YouTube sogar als zweitgrößte Suchmaschine nach Google auf – Tendenz steigend.

Warum? Das ist ganz einfach: Social Media ist ohnehin die digitale Heimat vieler Jugendlicher. Da kennen sie sich aus, da fühlen sie sich wohl – und deshalb haben sie großes Vertrauen in die Suchergebnisse. Suchen junge Menschen hier nach Produkten, Veranstaltungen oder Orten, sind die Ergebnisse meist (scheinbar) persönliche Empfehlungen und Erfahrungen von Prominenten oder aus der Community, statt eher unpersönlicher und komplizierter Weblinks. Auf Jugendliche wirkt das glaubwürdig und nahbar. Zudem sind Videos oder Bilder einfacher und kurzweiliger als ewiges Klicken durch Textwüsten.

Plattformen wie TikTok und YouTube reagieren auf das Bedürfnis junger Menschen, Inhalte gut durchsuchen zu können. TikTok etwa hat das Suchfeld deutlich größer und prominenter gemacht und bietet mittlerweile für Smartphones ein Widget an, mit dem man direkt vom Startbildschirm aus die TikTok-Suche bedienen kann. Der Begriff „Widget“ kommt aus dem Englischen und ist ein zusammengesetztes Wort aus „Window“ = Fenster und Gadget = technische Spielerei. „Widget“ bezeichnet eine Art interaktives Fenster.

Was kann problematisch sein?

Doch wie können Kinder und Jugendliche auf Social Media vertrauenswürdige von unseriösen Informationen unterscheiden? Ist dort wirklich alles so authentisch, wie es manchmal scheint?

Denn natürlich sind auch Influencerinnen und Influencer nicht immer die netten Kumpels von nebenan – sondern verdienen mit ihren Auftritten und Empfehlungen viel Geld. Wenn hier also ein Restaurant mit besonders warmen Worten gelobt wird, kann es auch gut sein, dass einfach ein besonders lukrativer Werbevertrag dahintersteckt.

Zudem tauchen auch in sozialen Netzwerken klassische Werbeanzeigen auf. Auch der Algorithmus redet immer noch ein Wörtchen mit und präsentiert uns ständig ähnliche Ergebnisse – genau wie bei anderen Suchmaschinen. Und auch sonst ist Vorsicht angesagt: Neben seriösen Informationen tummeln sich in den Netzwerken auch Fake News oder gar absichtliche Propaganda verschiedener Interessengruppen. Auf Social-Media-Plattformen werden häufig mindestens genauso viele Daten erhoben und gesammelt wie bei klassischen Suchmaschinen.

Was können Eltern beachten?

Als Eltern sollten Sie mit Ihrem Kind gemeinsam gut überlegen, wie es die Suchfunktion von Social-Media-Angeboten sicher nutzen kann:

  • Speichern Sie auf dem Smartphone oder im Browser gemeinsam mehrere Zugänge zu verschiedenen Suchmaschinen. So kann Ihr Kind bei Bedarf mehrgleisig suchen und Ergebnisse vergleichen.
  • Machen Sie Ihr Kind gezielt auf Accounts von glaubwürdigen, journalistischen Medien, verifizierten Unternehmen und Personen aufmerksam und ermuntern Sie es, diesen zu folgen.
  • Schauen Sie sich gemeinsam Accounts und Seiten von Faktencheckern wie z. B. mimikama.at an, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Fake News zu enttarnen. Wenn Ihr Kind diese Seiten kennt, kann es Informationen leichter hinterfragen und überprüfen.
  • Sprechen Sie über Themen wie Werbung, Datenschutz, Geschäftsmodelle. Hilfreiche Angebote, um über einen sicheren Umgang mit den Angeboten im Internet zu sprechen, finden Sie bei klicksafe.

Zeigen Sie Interesse für die Mediennutzung Ihres Kindes und seine Lieblingsangebote auf TikTok und Co. Regen Sie Ihr Kind zu einer kritischen Nutzung von Social-Media-Plattformen an. Nur wenn Ihr Kind die Möglichkeiten und auch die Vor- und Nachteile verschiedener Angebote kennt, kann es bewusst und gezielt auswählen.

Das Phänomen Selfie

Das Handy vor sich in die Höhe gereckt und die Lippen zu einem Schmollmund verzogen – so oder ähnlich kann es aussehen, wenn besonders junge Menschen ein Foto von sich selbst machen. Schnell landet dieses dann bei WhatsApp, Instagram oder Snapchat. Vielleicht wird vorher noch ein Filter darübergelegt, der die Farben mehr strahlen lässt und man setzt sich virtuell Hasenohren auf.
Vor allem Jugendliche haben das Smartphone immer in der Tasche und in beliebigen Situationen ist es schnell gezückt, um sich und seine Freunde zu fotografieren und den Moment festzuhalten.

Was fasziniert Jugendliche daran?

Diese Selbstportäts mit dem Smartphone sind bei Jugendlichen sehr beliebt. Selfies werden genutzt, um sich in Szene zu setzen und die eigene Wirkung auf andere auszutesten. Dieser Wunsch von Jugendlichen, die sich mitten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung befinden, ist nichts Ungewöhnliches oder Neues. Aber Smartphone und Social Media machen es besonders leicht. Die schönsten Bilder werden bei Instagram & Co. veröffentlicht – in der Hoffnung, dass möglichst viele sie liken. Daran kann man die eigene Beliebtheit und Attraktivität ablesen. Aber es gibt auch andere Gründe, Selfies zu machen. Jugendliche können dabei kreativ sein und beim gemeinsamen Posen viel Spaß haben. Nicht selten entstehen Selfies auch einfach aus Langeweile.
Und wenn man ehrlich ist: Auch viele Erwachsene machen Selfies, um zu zeigen, wie man sich gerade fühlt, was man macht und wo man ist. Mit Selfies kann man Erinnerungen festhalten und sich anderen mitteilen.

Worauf sollten Eltern achten?

Problematisch wird es, wenn übermäßig viel geknipst wird oder erotische Selfies gepostet werden. Jugendliche gucken sich das von Influencerinnen oder anderen Menschen ab. Stellen Sie das bei Ihrem Kind fest, sucht es vielleicht nach Aufmerksamkeit. Selbstinszenierung findet zunehmend digital statt. Kinder und Jugendliche können das Gefühl bekommen, sie müssten sich präsentieren und ständig zeigen, was sie alles erleben. Gerade erotische Bilder, die im Netz landen, können dem Ruf Ihres Kindes schaden. Sie als Eltern sollten dem entgegenwirken, indem Sie mit ihm im Gespräch bleiben! Machen Sie Ihrem Kind klar, dass alles, was einmal im Netz landet, nicht mehr richtig zu löschen geht und man keine Kontrolle darüber hat, wo und wie sich Bilder verbreiten.

Es gibt Situationen oder Orte, in denen Selfies nicht angebracht sind. Das Posieren etwa an einem Gedenkort ist wenig taktvoll. Auch darüber sollten Sie mit Ihrem Kind sprechen und selbst als gutes Beispiel vorangehen. Das betrifft auch die Wahrung von Persönlichkeitsrechten, wenn andere Menschen auf dem Selfie zu sehen sind. Diese müssen damit einverstanden sein, geknipst und veröffentlicht zu werden.

Selbstinszenierung und Selbstdarstellung sind wichtige Themen im Jugendalter, da sich die Kinder und Jugendlichen so mit sich auseinandersetzen. Es ist wichtig, dass sie sich ausprobieren – das kann auch in Form von Selfies sein! Begleiten Sie Ihr Kind dabei und zeigen ihm wenn nötig auch die Schattenseiten dieses Trendphänomens auf. Sehr persönliche Bilder gehören nicht ins Netz und manches Erlebnis ist als Erinnerung viel schöner.

Im folgenden Video beantwortet unser Medienpädagoge Björn Schreiber die Frage eines Vaters zur Selbstdarstellung seiner Tochter auf Instagram:

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https://www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=dc9WDNSm9jw_%_

DIY-Kanäle auf Social Media – Influencerinnen und Influencer im Portrait 

Einladungen für den Kindergeburtstag, Weihnachtsgeschenke für die Eltern, selbstgemachter Schmuck – oder gleich ein neuer Wohnzimmerschrank aus Omas alter Kommode? Wer Lust hat, sich handwerklich kreativ zu betätigen, muss heutzutage nicht lange nach Anleitungen und Ideen suchen, denn auf Videoplattformen wie YouTube und auf Social-Media-Apps wie Instagram tummeln sich jede Menge Selbermach-Profis, die ihre Ideen und Anleitungen gerne weitergeben: Die DIY-Influencerinnen und -Influencer. 

Basteln, bauen, dekorieren … was tun DIY-Influencer? 

DIY kommt vom englischen „Do it yourself“, also „mach es selber“. Und die machen vom Kuchen über die Winterjacke bis zum Rennrad wirklich alles selbst, erklären die Arbeitsschritte – und haben meist auch noch die passenden Produkt-Tipps im Gepäck. 

Und wer bastelt da eigentlich? 

Wer sich einmal auf den gängigen Plattformen umgesehen hat, weiß: Selbermachen lässt sich fast alles. Mit genug Geduld, Motivation und den richtigen Materialien. Entsprechend gibt es DIY-Kanäle zu allen möglichen Themen, wir stellen drei vor.   

Sally Özcan etwa hat ihre Leidenschaft für Süßes zum Beruf gemacht. Auf ihrem Account „Sallys Welt“ bäckt Sally alles, vom Keks bis zur aufwändigen Motivtorte – und alle können mitmachen. Der Spaß an hübschen Süßspeisen hat bereits 2 Millionen YouTube-Abonnentinnen und -Abonnenten angelockt, so dass Sally neben Video und ihrem Blog auch einen Podcast und einen eigenen Shop betreibt.   

Wer statt Mehl und Zucker lieber Holz und Stein mag, findet etwa bei Easy Alex jede Menge Ideen und Anleitungen. Der Heimwerker füllt seinen Instagram-Account mit Ideen zum Thema „Hausumbau, Room Makeovers“ und mehr und spricht damit etwa 250 000 Follower*innen an.  
Und wenn das Haus fertig ist und die Deko noch fehlt? Dann gibt es eine ganze Menge „Deko“-Kanäle, auf denen die Ideen zur Haus- und Lebens-Gestaltung scheinbar nie ausgehen. Linda Seel etwa zeigt uns allerlei kreative Beschäftigungs-Ideen, von Sticken über IKEA-Hacks bis zur kompletten Raumgestaltung und hat damit auf YouTube 130.000  
Abonnent*innen gefunden. 

Per Klick zum Selbermach-Glück. Was finden Kinder und Jugendliche daran? 

Während Basteln mit Mama und Papa irgendwann im Grundschulalter meist deutlich absinkt im Coolness-Ranking, ist Selbermachen mit dem Tablet plötzlich der letzte Schrei. Für Kinder und Jugendliche sind die DIY-Erklärbären im Internet teilweise echte Stars und Vorbilder. Denn hier finden alle genau die Nische, die ihnen Spaß macht. Ob es aufwändige Cupcakes sind oder Papp-Kunstwerke, die Palette ist schier unerschöpflich. Junge Kreative können genau die Anleitungen und Ideen finden, die ihnen gefallen und Spaß machen – auch weit jenseits des elterlichen Repertoires. Hier können Kinder und Jugendliche etwas lernen und gestalten, auf das sie selbst stolz sind. Oft sind es aufwändige Dinge, die selbst die Erwachsenen nicht können und deshalb umso mehr bewundern. In einer Lebensphase, in der junge Menschen ständig auf der Suche sind nach eigenen Talenten, Themen und ihrer Identität, kann das sinnstiftend sein. Und als netter Nebeneffekt springen bisweilen Geschenke für die ganze Familie dabei raus. 

Was sollten Eltern beachten? 

Eltern dürfen sich grundsätzlich einmal freuen, wenn das eigene Kind per Online-Bastelbuch seine kreative Seite entdeckt. Dennoch gibt es auch hier ein paar Punkte zu besprechen:  
Nicht alle Anleitungen sind tatsächlich so einfach mit einem Fingerschnipsen umgesetzt, wie es im Video scheint. Damit Ihr Kind nicht schnell frustriert ist und die Lust am Selbermachen wieder verliert: Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, Anleitungen zu finden, die im Schwierigkeitsgrad dem Können und den Erfahrungen Ihres Kindes entsprechen.  

Zudem ist es bei DIY-Influencerinnen und -Influencern wie bei anderen in der Branche auch: Sie verdienen mit ihren Inhalten Geld. Sie empfehlen Produkte oder Inhalte, die sie von Firmen als Werbepartnerschaft bezahlt bekommen – aber nicht unbedingt, weil diese inhaltlich tatsächlich überzeugen. Fördern Sie die Medienkompetenz Ihres Kindes, indem sie ihm helfen, diese Zusammenhänge zu verstehen und die Videos entsprechend kritisch zu hinterfragen.  

Jodel – anonym und lokal posten

Denken Sie bei „Jodel“ an Volksmusik aus den Alpen? Dann liegen Sie knapp daneben. Jodel ist eine Social-Media-App mit der Besonderheit, anonym Textnachrichten mit einer lokalen Community zu teilen. Der Name Jodel spiegelt das Grundprinzip der Social-Media-App wider: Jodel wird so genutzt, als ob etwas vom Berg ins Tal gerufen wird.

Kurz gefasst:

  • Social-Media-App für iOS und Android
  • Grundversion kostenfrei
  • Jodel PLUS-Abo ab 5,99 €/Monat (Stand 05/23)
  • anonym Texte und Fotos in einer lokalen Community posten
  • Altersfreigabe ab 12 Jahre (USK) bzw. 16 Jahre (Jodel). Hinweis: Das Alter wird von Nutzenden selbst angegeben und bei der Anmeldung nicht überprüft.

Lokales soziales Netzwerk

 Wer sich bei Jodel anmelden will, benötigt ein Google-Konto, eine E-Mail-Adresse oder eine Handynummer. Die App funktioniert nur mit Zugriff auf den Geräte-Standort. Nutzende melden sich mit der Angabe von Geschlecht, Alter und Gruppen-Merkmal, wie zum Beispiel Schüler oder Azubi, an.

Folgende Funktionen bietet Jodel:

  • Unter „Home“ finden sich alle Beiträge, die sogenannten Jodel. Ein Filter sortiert die Jodel auf Wunsch nach Sprache, Reichweite, Beliebtheit und Zeitpunkt.
  • Die Option „Standort“ zeigt alle Beiträge im Umkreis von 10 Kilometern rund um den eigenen GPS-Standort.
  • Mit der „Heimatfunktion“ können auch von weiter weg Beiträge aus dem heimischen Standort verfolgt werden.
  • Die Option „Erkunden“ bietet die Möglichkeit, Beiträge aus einem Ort der Wahl zu entdecken.
  • Nutzende können „Channels“ beitreten wie „Unterhaltung“ oder „Freizeit & Hobbys“ oder eigene Channels gründen.
  • In der „Inbox“ sind alle privaten Chats mit anderen Nutzenden gesammelt.
  • „Me“ gibt einen Überblick über die eigenen Community-Aktivitäten.

Jodel bietet die gängigen Social-Media-Funktionen wie Hashtags, Reaktionen, Emojis und Favoriten. Einige Funktionen sind nur gegen Kauf des Angebots Jodel PLUS erhältlich, wie zum Beispiel bestimmte Hintergrundfarben für die Beiträge oder Werbefreiheit.

Anonym posten

Was Jodel von anderen Social-Media-Angeboten unterscheidet: es gibt keine Profile, keine Freundinnen und Freunde und keine Followerinnen und Follower, alle Beiträge sind anonymisiert. Jodel bietet verschiedene Funktionen für den Umgang miteinander: Nutzende können unangemessene Beiträge melden, Inhalte bewerten und dabei je nach Bewertung und Aktivitäten sogenannte „Karma“-Punkte sammeln.

Fragen stellen und Witze erzählen – ohne viel nachzudenken

„Mein Freund will mich verlassen. Was soll ich tun?“ – „Geht ein Cowboy zum Friseur. Geht er raus, Pony weg“. Auf Jodel sind viele junge Menschen aktiv. Jugendliche schätzen das Angebot, weil sie ganz ungezwungen alles posten können, was ihnen in den Kopf kommt. Von tiefgründigen Fragen bis hin zu lustigen Begebenheiten ist alles dabei. Hier finden sie sich und ihre Interessen wieder und können sich anonym und gleichzeitig sehr persönlich austauschen. Durch Kommentare und Bewertungen erhalten sie  Anerkennung und fühlen sich mit der lokalen Community verbunden.

Was kann problematisch sein an dem Angebot?

Jodel funktioniert nur, wenn Zugriff auf den Geräte-Standort erlaubt wird. Das GPS-Signal am mobilen Gerät ständig angeschaltet zu haben, bringt Nachteile für den Datenschutz und die Akkuleistung mit sich. Mithilfe der Standort-Funktion lässt sich mit etwas Aufwand auf wenige Meter genau der Standort von Jodel-Beiträgen nachverfolgen. Die Anonymität verleitet Nutzende dazu, sich unangemessen zu verhalten. Die Beiträge auf Jodel werden zwar moderiert, trotzdem können sich darunter unangemessene Inhalte wie Nacktbilder oder Hassrede befinden. Liebe, Sex und psychische Probleme sind häufige Inhalte auf Jodel.

Was meint der Anbieter?

Jodel wurde 2014 von einem Studenten gegründet und hat seinen Sitz in Deutschland. In den Guidelines der Jodel-Community finden sich Regeln für ein respektvolles und positives Miteinander. Alle gemeldeten Kommentare werden durch eine Moderation geprüft, gegebenenfalls gelöscht und dem Verfassenden Karmapunkte abgezogen. Algorithmen identifizieren schädliche Nutzende und sperren Accounts. Admins entscheiden über die Länge der Sperrung und es gibt eine Kontaktmöglichkeit für die Community zum Support. Aufgrund der Interaktion zwischen den Nutzenden und der In-App-Käufe hat die USK eine Altersfreigabe ab 12 Jahren für die App ausgesprochen. Die Nutzungsbedingungen der App erlauben eine Nutzung erst ab 16 Jahren. Es gibt keine Einstellungen zum Kinder- und Jugendschutz.

Was sollten Eltern beachten?

Jodel ist für Kinder und jüngere Jugendliche nicht geeignet. Wie bei anderen sozialen Netzwerken werden Nutzende mit Herausforderungen wie Cybermobbing, Cybergrooming und Hate Speech konfrontiert. Dafür benötigen junge Menschen ein gewisses Maß an Reife und Erfahrung im Umgang mit negativen Inhalten und unangenehmen Kontakten im Netz. Wenn Ihr Kind schon 16 Jahre oder älter ist und Jodel nutzen möchte, richten Sie die App gemeinsam ein. Ihr Kind sollte sein wahres Alter angeben, denn die Inhalte werden nach Geschlecht, Alter und Gruppe vorsortiert. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Kommunikationsrisiken im Netz und den Umgang damit. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind, wie es mit dem Geräte-Standort verantwortungsvoll umgeht. Mehr dazu finden Sie in diesem Artikel. Machen Sie deutlich, dass Ihr Kind keine persönlichen Informationen wie Adresse oder Name mit Fremden teilen sollte.

Flirten und Dating im Netz

Freundschaften im Leben Ihres Kindes sind wichtig und werden mit der Zeit immer enger. Irgendwann kommt das Verliebtsein dazu und erste Beziehungen werden geführt. Wir erklären, was die gängigen Apps und Kommunikationstools Jugendlicher zum Flirten und Dating im Netz so mit sich bringen.  

Welche Apps werden zum Kontakthalten und Flirten genutzt? 

Um Kontakt mit Gleichaltrigen zu halten, nutzen viele Jugendliche vor allem vertraute Plattformen wie WhatsApp, Instagram oder Snapchat. Außerhalb von Schule und Sportverein werden sie genutzt, um sich näher kennenzulernen, sich ganz unauffällig zu verfolgen oder sich einander näher zu fühlen. 

Doch auch Dating-Apps werden für Jugendliche nach und nach interessant – etwa ab dem 15. Lebensjahr. Es gibt allerdings nur wenige Kontaktportale, die sich an Jugendliche richten oder für sie geeignet sind, da sich hier vor allem Personen ab Ende 20 auf Partnersuche begeben. Die meisten Communitys erlauben die Teilnahme auch erst ab 18 Jahren. Nur wenige Flirtseiten bieten ihren Service schon für jüngere Jugendliche an: Yubo richtet sich an Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. Das Angebot ist zwar offiziell keine Dating-App, wird aber auch dafür genutzt und funktioniert sehr ähnlich wie Tinder. MyLOL richtet sich an 13- bis 19-Jährige und vermarktet sich als Teenager-Dating-App, wohlgemerkt ohne jegliche Altersprüfung. Die Dating-App Skout ist mittlerweile ab 17 Jahren. 

Dating-Apps für Erwachsene wie Tinder, Bumble,Lovoo und queer-freundliche Angebote wie OKCupid sind durch ihre spielerische Aufmachung auch für Jugendliche spannend: Man bekommt ein Bild von einer anderen Person angezeigt und entscheidet durch einen Swipe nach links oder rechts, ob man sie attraktiv findet. Allein aus Neugierde tummeln sich folglich auch Jugendliche auf den Plattformen für Erwachsene, denn eine Alterskontrolle findet bei diesen Apps nicht statt.  

Was kann problematisch sein? 

Gerade beim Flirten über das Internet ist Vorsicht geboten, weil man sein Gegenüber nicht sieht. Man weiß nicht, ob es stimmt, was eine Person über sich schreibt und welche Interessen sie verfolgt. Jede und jeder kann sich bei einem Portal oder einer Social-Media-Plattform anmelden – ob volljährig oder nicht. Wenn man Kontakt mit Fremden aufnimmt, besteht die Gefahr des Cybergroomings, also das Anbahnen von sexuellen Beziehungen mit Minderjährigen. 

Wenn Jugendliche anfangen, sich zu verlieben und erste Beziehungen führen (wollen), besteht auch die Gefahr von Sexting und Cybermobbing bis hin zu Sextortion: Einige Jugendliche lassen sich schnell dazu überreden, freizügige Bilder von sich zu verschicken, ohne dass ihnen die Konsequenzen und Gefahren bewusst sind. Die Swipe-Funktion mancher Dating-Apps unterstützt zudem die oberflächliche Beurteilung Anderer allein aufgrund ihres Aussehens. Das steigert das Risiko von Beleidigungen und Hate Speech.  

Was sollten Eltern beachten? 

Informieren Sie sich über Kommunikationsrisiken im Internet und klären Sie Ihr Kind diesbezüglich auf. Auch wenn Ihr Kind die Person kennt, mit der es chattet, sollte es darauf achten, was es schreibt und welche Fotos es von sich verschickt. Selbst bei Angeboten wie Snapchat, wo sich die Fotos zwar automatisch selbst löschen, sie aber dennoch per Screenshot für immer gespeichert werden können. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass Inhalte im Netz auch ungewollt schnell weiterverbreitet werden können. Bestärken Sie Ihr Kind darin, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und sich zu nichts drängen zu lassen. 

Egal welche App Ihr Kind für die Kommunikation nutzt, weisen Sie es auf die Privatsphäre-Einstellungen hin. Am besten gehen Sie diese gemeinsam durch und überlegen, welche Einstellungen sinnvoll sind, wie z.B. ein privat gestelltes Profil bei Instagram. Achten Sie darauf, die Standort-Funktion der Apps auszuschalten. So können Sie vermeiden, dass fremde (oder unerwünschte) Personen Ihr Kind aufspüren.  

Flirten und Dating sind wichtig für Ihr Kind. Sensibilisieren Sie Ihr Kind aber dafür, keine völlig unbekannten Personen zu treffen. Und erst recht nicht im Alleingang. Mindestens ein Telefonat sollte bereits stattgefunden haben. Wenn Sie ganz unsicher sind, starten Sie den ersten Anruf mit unterdrückter Telefonnummer.  

Wenn es zu einem Treffen kommt, sollte immer eine erwachsene Person Bescheid wissen. Diese kann z. B. mit zum Treffen kommen und sich im Hintergrund aufhalten. Treffpunkt sollte immer ein öffentlicher Ort sein, an dem sich viele andere Personen aufhalten. Außerdem sollte das Treffen tagsüber stattfinden, wenn es draußen noch hell ist.  

Bleiben Sie mit Ihrem Kind im regelmäßigen Austausch, welche Portale und Apps Ihr Kind nutzt, was es dort macht oder mit wem es kommuniziert. Wahren Sie dabei aber bitte weiter das Recht Ihres Kindes auf Privatsphäre. Kontrollieren Sie es nicht, sondern vereinbaren Sie gemeinsam Regeln zum Umgang

Und wenn Ihr Kind nicht mit Ihnen über solche Dinge sprechen möchte, kann es sich zum Thema sehr gut auf ins-netz-gehen.de oder handysektor.de informieren.  

Lucky Girl Syndrome – das Versprechen vom schnellen Glück 

„Wenn du positiv denkst, wendet sich dein Leben zum Guten!“. Glück und Erfolg wie von allein – darum geht es beim Social-Media-Trend „Lucky Girl Syndrome“.  

Das Gesetz der Annahme 

Unter dem Hashtag #luckygirlsyndrome finden sich Millionen Videos junger Frauen auf TikTok, Instagram und Co. Sie sehen meist sehr gut aus, lächeln in die Kamera und versprechen ihren Followerinnen Erfolg durch Glaubenssätze und Mantren wie „Ich bin glücklich“ oder „Die Dinge laufen gut für mich“. Die Botschaft ist: Wer Gutes erwartet, dem wird Gutes passieren. Das nennt sich „Gesetz der Annahme“. In manchen Videos erzählen Influencerinnen, was sie durch die positive Lebenseinstellung schon alles erreichen konnten: Glücksspiel-Gewinne, Traumjobs oder die perfekte Wohnung. Sie fordern ihre Followerinnen und Follower dazu auf, sich selbst das Glück einzureden und die daraus resultierenden Erfolge mit der Community zu teilen. Der Trend ist hauptsächlich unter weiblichen TikTokerinnen verbreitet. Der Hashtag #luckyboysyndrome kommt deutlich weniger vor. 

Kinder und Jugendliche möchten glücklich sein 

Wer bin ich? Wie möchte ich werden? Was möchte ich erreichen? Kinder und Jugendliche befinden sich mitten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Auf dem Weg zum Erwachsenwerden begegnen Heranwachsende vielen Hürden und müssen lernen, mit Rückschlägen umzugehen. Den Schwarm erobern, in der Schule gute Noten bekommen, beim Tanzauftritt glänzen – nicht alles, was sie sich vornehmen, gelingt. Das kann unzufrieden machen und frustrieren. Der Social-Media-Trend „Lucky Girl Syndrom“ verspricht schnelles Glück und trifft damit genau das Interesse und die Sehnsucht einiger junger Menschen, besonders Mädchen. Sie suchen bei ihren Idolen Orientierung und eifern Influencerinnen und Influencern auf Social Media nach. Challenges machen jungen Nutzerinnen und Nutzern Spaß und sie treten damit in Interaktion mit ihrem Freundeskreis und ihren Vorbildern.  

Wenn das Glück zum Zwang wird 

Das „Lucky Girl Syndrome“ wirkt harmlos, kann jedoch für Nutzerinnen und Nutzer problematisch werden. Der Trend lockt mit falschen Versprechen. Positiv zu denken schadet nicht. Doch mit Gedanken allein lassen sich keine Ziele erreichen. Wer das Glück einzig und allein mithilfe laut ausgesprochener Sätze und der inneren Einstellung anziehen möchte, wird bald enttäuscht. Denn nur wer auch aktiv wird und das eigene Verhalten ändert, kann sein Leben positiv gestalten.  

Problematisch an dem Trend ist zudem, dass negative Gefühle keinen Platz haben. Doch wer Trauer, Angst oder Wut ständig unterdrückt, riskiert auf Dauer seine psychische Gesundheit. Was außerdem völlig außer Acht gelassen wird, ist die Tatsache, dass nicht alles im Leben gut laufen kann und sich nicht alles positiv beeinflussen lässt. Was auch wichtig zu bedenken ist: nicht alle Menschen haben die gleichen Chancen. Körperliche Merkmale wie Aussehen, Geschlecht und Gesundheit und Privilegien wie soziale Herkunft und Finanzen wirken sich auf das Erreichen von persönlichen Zielen aus.  

Wie Eltern mit dem „Lucky Girl Syndrome“ umgehen können 

Bleiben Sie offen und interessiert gegenüber der Social-Media-Nutzung Ihres Kindes. Eine gute Gesprächsbasis ist das A und O, um sich gemeinsam über Wertethemen auszutauschen. Sprechen Sie möglichst unvoreingenommen mit Ihrem Kind über seine Vorbilder auf TikTok und Cound fragen Sie nach, was Ihr Kind an ihnen fasziniert. Weisen Sie darauf hin, dass sich die Darstellung von Influencerinnen und Influencern auf Social Media von der privaten Person unterscheiden kann. Niemand hat andauernd nur Glück. Machen Sie Ihrem Kind klar: es muss nicht immer alles gut laufen im Leben. Negative Gefühle gehören dazu und dürfen in angemessenem Maße durchlebt werden. Eine positive Lebenseinstellung ist gut, aber es müssen auch Handlungen folgen. Bestärken Sie Ihr Kind, dass es gut so ist, wie es ist. Fördern Sie sein Selbstbewusstsein und unterstützen Sie es beim kritischen Reflektieren der Selbstoptimierung, die von einigen Influencerinnen und Influencern auf Social Media präsentiert wird. 

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