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20.09.2024

Süchtig nach Social Media? 

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3 Minuten Lesezeit
11-17 Jahre
Kommunikation
Sicherheit
Social Media
Artikel
Pexels/Polina Tankilevich

Stundenlang Tiktok-Videos schauen, ständig etwas auf Instagram posten oder nur noch per Snapchat mit Freund*innen verbunden sein – haben Sie manchmal den Eindruck, das Leben Ihres Kindes spielt sich fast ausschließlich in Social Media ab?  

Vielleicht drängt sich dabei die Frage auf, ob das noch eine „normale“ Nutzung ist und ab wann das eigene Kind schon süchtig ist. In diesem Artikel schauen wir genauer hin. 

Jugendliche und Social Media – nicht auseinander zu denken? 

Jugendliche pflegen eine enge Beziehung zu ihrem Smartphone. Sie nutzen es zur Recherche, für Schulaufgaben, aber vor allem natürlich zur Kommunikation. Über das Smartphone halten sie Kontakt zu Familie und Freund*innen, bleiben up-to-date und positionieren sich in ihrer Peer-Group. Zu einem großen Teil passiert das über Social Media. Denn hier können sie sich selbst zeigen und darstellen, aufeinander reagieren und Gleichgesinnte finden.  

Doch neben all der Faszination haben Social-Media-Angebote auch Haken. Die Erfolge, die Jugendliche dort in Form von Likes und Kommentaren erleben, aktivieren das Belohnungssystem. Psychologische Tricks der Plattformen fesseln unsere Aufmerksamkeit und sind darauf ausgelegt, dass wir immer mehr Zeit online verbringen. Kurz: Soziale Medien machen es uns denkbar schwer, das Handy auch mal wieder wegzulegen. Gerade Jugendliche verbringen deshalb häufig viel Zeit mit Social Media. So viel, dass bei Eltern die Sorge wächst, das könnte schon eine Sucht sein. 

Viel, mehr, zu viel – wann beginnt die Sucht? 

„2,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren in Deutschland“ erfüllen nach aktuellen Zahlen die Kriterien von Sucht-Verhalten in ihrem Umgang mit Social Media. Das veröffentlichte die Krankenkasse DAK auf ihrer Website im Sommer 2024. Auch das Risiko für Depressionen sei gestiegen und stehe im Zusammenhang mit einer Abhängigkeit von sozialen Medien. Doch was bedeutet das? 

Wichtig ist: Social-Media-Sucht ist bislang keine eingetragene Krankheit oder Störung. Wir können also nur Verhalten beobachten, das anderen Süchten wie der Computerspielsucht ähnelt. Und wie immer ist dieses Verhalten komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Es geht nicht nur darum, wie viel Zeit Kinder und Jugendliche mit Social Media verbringen, sondern wie es ihnen dabei geht. Eine Sucht im klassischen Sinn ist erst dann vorhanden, wenn Menschen über einen langen Zeitraum mehrere Kriterien von Sucht-Verhalten zeigen. Diese Kriterien können etwa sein: 

  • Sehr starkes Verlangen nach Social Media 
  • Nutzung von Social Media, um negativen Stimmungen entgegenzuwirken 
  • Kontrollverlust 
  • Entzugserscheinungen 
  • Unfähigkeit zur Abgewöhnung von Social Media 
  • Rückzug aus dem Sozialleben 

Meist entstehen Süchte nicht allein deshalb, weil ein Suchtmittel wie Social Media vorhanden ist. Vielmehr stehen sie im Zusammenhang mit anderen Ursachen, zum Beispiel mit Problemen in der Familie, sozial schwierigen Situationen, persönlichen Rückschlägen oder psychischen Problemen.  

Was können Eltern (vorher) tun? 

Wer an seinem Kind über Monate hinweg Suchtverhalten feststellt und es zu einem immer stärkeren Leidensdruck kommt, sollte sich dringend Hilfe holen. Für Sie als Eltern beginnen die Sorgen aber häufig schon viel früher – und es ist auch sinnvoll, schon früh und am besten präventiv zu diesem Thema aktiv zu werden: 

  • Bleiben Sie von Anfang an mit Ihrem Kind in engem Kontakt. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Themen und Sorgen – seien sie medienbezogen oder nicht – bevor sie sich zu richtigen Problemen auswachsen.  
  • Seien Sie aufmerksam, beobachten Sie das Verhalten Ihres Kindes und reagieren Sie mit Verständnis und Interesse auf seine Anliegen – so erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit für offene und ehrliche Gespräche. 
  • Zeigen Sie Interesse und Verständnis, dass Social Media wichtig ist für Ihr Kind – und äußern Sie auch Ihre Bedenken offen und sachlich.  
  • Etablieren Sie gemeinsame Medienregeln für die ganze Familie und setzen Sie Grenzen bei der Mediennutzung.  

Suchen Sie sich Hilfe, wenn Ihnen das Verhalten Ihres Kindes große Sorgen macht. Wenden Sie sich an Ihre Kinder- oder Hausarztpraxis, an die Schulsozialarbeit, an Beratungsstellen wie der Nummer gegen Kummer oder an Suchtberatungsstellen.  

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